Sonntag, 15. April 2012

Mal eine ganz andere Interpretation...



http://www.youtube.com/watch?v=4sDFPY6IPH0


Nachdem ich mir den Vers 354-385 der Szene „Nacht“ durchgelesen hatte, überlegte ich, wie man die Aufgabe des „sinnentnehmenden Lesens“ dieser Szene geeignet umsetzen kann. Ich kam zu dem Schluss, dass mir das Ganze auf eine etwas verzweifelte und leidende Weise am sinnvollsten erscheint. Faust macht auf mich den Eindruck, den Sinn des Lebens verloren zu haben beziehungsweise diesen finden zu wollen. Trotz all seiner Studien der Philosophie, Juristerei, Medizin und Theologie scheint er nicht befriedigt, er „bilde sich nicht ein was Rechts zu wissen“ (V. 371) und sieht sich selbst in einer ziemlich prekären Lage, denn „es möchte kein Hund so langer leben“ (V. 376). So entscheidet sich Faust mit Hilfe von Magie zur Erleuchtung zu gelangen, um so seinen unbändigen Wissensdurst zu stillen. Als wir uns das YouTube-Videos Quadfliegs mit der Klasse angesehen hatten, war ich zunächst etwas verwirrt durch diese Interpretation. Was wollte er mit seiner ziemlich schnellen und leicht aggressiven Art zu Lesen ausdrücken? Ich habe ein wenig darüber nachgedacht und kam zu dem Schluss, dass auch diese Art mir sinnvoll erscheint. Faust als unzufrieden und ein wenig wütend über seine derzeitige Lage, gut umgesetzt von Quadflieg durch sein authentisches Lesen. Er hat zwar sämtliche angesehene Wissenschaften studiert, kann sich aber immer noch nicht damit abfinden, nicht alles zu wissen. Diese vorhandene Unzufriedenheit spiegelt sich meiner Meinung nach sehr gut in Quadfliegs Interpretation wider. Auch im weiteren Verlauf der Szene "Nacht" wird Fausts verzweifelte Situation anhand vieler Aussagen bemerkbar. Faust verdeutlicht, dass ein ungeklärter Schmerz ihm alle Lebensregung hemmt (V. 412-413) und geht des Weiteren auch oft auf die Wirkung der Natur ein. Er sehnt sich nach der lebendigen Natur (V. 414) und hofft sich durch sie zu genesen (V. 397) und außerdem, mit dem Buch des Nostradamus völlig neue Erkenntnisse zu schöpfen (V. 422 ff.).

2 Kommentare:

  1. Ich finde es sehr gut, dass du beide Ansichten in deinem Post erläuterst. Du beziehst allerdings nicht eindeutig Position, Absicht? Mich würde interessieren welchen Interpretationsansatz du persönlich bevorzugst.

    AntwortenLöschen
  2. Mich würde interessieren, wie Sie selbst vortragen und wie Ihr eigener Interpretationsansatz im Vorlesen deutlich wird.

    AntwortenLöschen